11-24-2016

Voice Search landet im Alltag

Tobias Zehnder

Mitgründer / Partner

Immer mehr Suchanfragen werden nicht eingetippt, sondern eingesprochen. Voice Search erobert nicht nur unsere Smartphones und Computer – sondern mit Assistenten wie Google Home, Amazon Echo oder Apple TV auch unseren Alltag. Für Marketer bedeutet dies: Wettbewerbsvorteile werden erzielt, wenn smarte Assistenten Angebote richtig interpretieren können und mit den relevanten Fragen der User in Verbindung bringen.

Voice Search landet im Alltag

Voice Search

«Hey Siri, ich möchte zum Hauptbahnhof fahren. Kannst du mir einen Uber bestellen?» Siri kann – und hinter diesem scheinbar banalen, für Marketer aber äusserst bedeutsamen Vorgang steckt hochentwickelte künstliche Intelligenz (KI). KI haben 2016 eindrückliche Erfolge gefeiert. Googles Deep Mind hat einen der besten Go-Spieler der Welt besiegt, eine KI von Sony hat eine Art Beatles-Song komponiert, IBMs Watson hat einen Film-Trailer erstellt und Microsofts KI hat mit einem 3-D-Drucker einen Rembrandt gemalt.

Während diese Meilensteine als Machbarkeitsstudien vorläufig geringen Einfluss auf unseren Alltag haben, sind die Fortschritte der KI im Sprachverständnis schon heute bedeutsam, wie das eingangs erwähnte Beispiel zeigt. Nicht nur sind KI in der Lage, gesprochene Sprache zu synthetisieren oder in Echtzeit zu übersetzen, sie sind auch in der Lage, gesprochene Fragen mit hoher Präzision zu verstehen und relevante Antworten zu finden.

Das ist für Suchmaschinen, Betriebssysteme oder soziale Netzwerke von höchster Bedeutung. Sundar Pichai, CEO von Google, brachte es im Frühjahr 2016 auf den Punkt, als er sagte, Google werde in den kommenden Jahren von einer Welt des Mobile First zu AI First wechseln. Was heisst das konkret? Smarte Assistenten (oder sprachgesteuerte Suchmaschinen) sollen in wenigen Jahren zum wichtigsten Interface zwischen Mensch und Maschine werden.

Meet your Google Assistant, your own personal Google

Was auf den ersten Blick nach einem Science-Fiction-Plot à la Her klingen mag, nimmt heute schon konkrete Gestalt an. Zwar veröffentlichen die Branchengiganten kaum Zahlen, aber Mary Meeker hat für ihren Internet Trends Report 2016 ein paar eindrückliche Fakten zusammengetragen: Per Juni 2015 soll Siri pro Woche über eine Milliarde Sprachsuchanfragen verarbeitet haben; im Mai 2016 waren 25 % der Suchanfragen in der Taskbar von Windows 10 gesprochen; ebenfalls im Mai 2016 sollen rund 20 % der Suchanfragen in Androids Google-App gesprochen worden sein; Baidus oberster Wissenschaftler, Andrew Ng, geht davon aus, dass 2020 50 % aller Suchanfragen gesprochen oder via Bild erfolgen werden.

Nicht nur die nackten Zahlen erstaunen: Wer einmal mit den Assistenten von Google, Amazon, Microsoft oder Apple herumgespielt hat, weiss, dass diese schon heute relativ komplizierte Suchanfragen auch in lauten Umgebungen richtig zu deuten vermögen und relevante Antworten bieten. Und seit Kurzem sind sie sogar in der Lage, Transaktionen wie Ticketkäufe oder Essensbestellungen auszulösen. Dazu kommt: Voice Search erobert nicht nur unsere Smartphones und Computer. Google Home, Amazon Echo – von dem 2017 10 Millionen Geräte verkauft werden sollen – oder Apple TV nisten sich in unseren Wohnzimmern ein und stellen so eine direkte Verbindung zum Web und darin operierenden Dienstleistern her.

Und genau hier wird es für Marketer interessant. Sie müssen künftig ihre Zielgruppen nicht nur über Anzeigen im Web erreichen, sondern dafür sorgen, dass Assistenten ihr Angebot richtig interpretieren und mit den Fragen ihrer User in Verbindung bringen können. Denn nur Unternehmen, die vermarktungsrelevante Daten richtig strukturieren und für digitale Assistenten öffnen, kommen mit deren Usern ins Geschäft.

Unsere Prognose

Wir gehen davon aus, dass Voice Search in der Schweiz Ende 2017 über alle grossen Plattformen hinweg rund 20 % aller Suchanfragen ausmachen wird.

Wie können Schweizer Unternehmen darauf reagieren?

Um gesprochene Fragen richtig zu beantworten, sind die Assistenten (oder Suchmaschinen) auf strukturierte Daten angewiesen. Nur wenn Wetterdaten, Daten zu Filial-Öffnungszeiten, Produktfeeds, Fahrplandaten et cetera in einem einheitlichen Format aufbereitet sind, können digitale Assistenten diese mit Anfragen ihrer Nutzer sinnvoll in Verbindung bringen. Daher ist es fundamental wichtig, dass Sie heute schon sicherstellen, dass relevante Informationen zu Ihrem Unternehmen, zum Beispiel Kontaktdaten, Öffnungszeiten oder Produktfeeds, richtig aufbereitet sind. Bereiten Sie sich auf Interaktionen mit digitalen Assistenten vor.

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