Inspiriert von Steve Souders' heutigem Vortrag an der NEXT Berlin über High Performance Mobile, möchten wir einige Worte zum Thema Seitengeschwindigkeit verlieren. Steve eröffnete seinen Talk mit einem Zitat des bekannten Web 2.0 Venture Capitalist Fred Wilson: "First and foremost, we believe that speed is more than a feature. Speed is the most important feature."
Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und behaupten, dass Page Speed nicht nur das wichtigste Attribut einer Website ist, sondern auch dasjenige, das alle anderen Qualitäten überhaupt erst zum Tragen bringt, was die Interaktion des Users mit der Seite betrifft.
Es gibt unzählige Studien und Artikel über die Thematik, die alle die Grundidee bestätigen. Wir möchten nur ein besonders realitätsnahes (und fieses) Experiment herauspicken, dass von Microsoft und Google in Kooperation(!) durchgeführt wurde. Google und Bing unterzogen beide je einen sehr kleinen Teil ihrer User einer künstlichen Verlangsamung, d.h. die Suchresultate wurden einen Bruchteil einer Sekunde später angezeigt, als es technisch nötig gewesen wäre. Die Resultate waren eindeutig: Schon ab einer Verzögerung von 0.1 Sekunden waren signifikante Verschlechterungen in den wichtigsten KPIs zu beobachten. Insbesondere die Anzahl der Interaktionen (weitere Suchanfragen) und die subjektive Zufriedenheit verschlechterte sich linear mit der Dauer der Verzögerung. Page Speed ist folgerichtig auch einer der Faktoren, welche die Position von Links sowohl im organischen wie auch im Paid Search beeinflussen.
Wer das Glück hat, eine neue Webpräsenz auf der grünen Wiese aufbauen zu können, kann und muss daher Performance als Grundidee in den Designprozess einfliessen lassen. Meistens geht es jedoch darum, bereits bestehende Lösungen, die under-performen, auf ein neues Level zu hieven. In dem Fall ist es immanent wichtig, zunächst einmal überhaupt die Symptome und Ursachen der unbefriedigenden Seitengeschwindigkeit zu verstehen. Blindes Optimieren ist verschwendete Zeit und kann im schlimmsten Fall die Maintainability der Site negativ beeinflussen.
Generell gilt: verbessert werden kann nur, was auch man auch messen kann. Darum ist der erste Schritt, die Site und allfällige umgebende Systeme extensiv zu profilen. Dafür gibt es verschiedenste On- und Offline Tools, erwähnenswert sind sicherlich unter anderem Google Page Speed und Yahoos YSlow. Aber auch hier ist zu beachten, was überhaupt gemessen wird. Wenn das Inventarsystem-Interface, welches eine Produkteseite befüllt, nicht die gewünschte Performance bietet, bringt es herzlich wenig, wenn alles JavaScript auf der Seite optimiert und die Bilder in Sprites verpackt sind. Eine Seite, die Inhalte grösstenteils über AJAX nachlädt, kann von Google Page Speed als extrem schnell beurteilt werden, obwohl die User Experience immer noch scheusslich ist, wenn jeder weitere Klick nach dem ersten — schnellen — Laden der Seite eine mehrsekundige Wartezeit nach sich zieht.
Das schönste daran ist, dass sich alle Investitionen in diesem Bereich gleich doppelt auszahlen; einerseits wie oben geschildert durch eine befriedigendere Interaktion für den Besucher, andererseits reduziert die gesteigerte Effizienz aber auch die Belastung der IT-Infrastruktur. Typischerweise bedeutet dies, dass mit denselben Servern eine grössere Menge von Besuchern bedient werden kann, während die Seitenladenzeiten für jeden einzelnen Visitor immer noch besser sind als zuvor. Ein schönes Beispiel dafür ist das Redesign von Shopzilla, eine der führenden Preisvergleich-Sites in den USA. 2008 launchte Shopzilla ein technisch komplett überarbeitetes Redesign ihrer Seite, wobei der Haupt-Augenmerk auf Page Speed gelegt wurde. Die Resultate sprechen für sich selbst: Nicht nur, dass sich Conversions und Page Views im zweistelligen Prozentbereich verbesserten, die Infrastruktur- und Releasekosten gingen drastisch zurück, während die Availability spürbar erhöht wurde (was wiederum für weniger verlorenen Umsatz sorgt).
Image: Flickr User Dark_Ghetto28, CC License