Im Jahr 2014 ist Mobile keine Randerscheinung mehr, Social Media kann nicht mehr als vergängliche Spielerei angesehen werden und Content Marketing darf nicht als stiefmütterliches Nebenprodukt anderer Inhalts-Erstellung daherkommen. An der diesjährigen The Next Web Europe-Konferenz in Amsterdam machten dies gleich mehrere grosse Namen klar.
(Fotos: Roger Tschallener)
<br/>Das Thema „Disruption“ zog sich durch viele Vorträge – vielleicht durch etwas zu viele, was dem Begriff eine leicht buzzwordige Aura bescherte. Die Idee dahinter kann jedoch nicht vorschnell diskreditiert werden: Bestehende Normen sollen mit Innovation, Technologie und Inhalt aufgebrochen werden. Doch Beziehungen zwischen Nutzern untereinander und auch hin zu Brands sind heute die eigentlichen wertgebenden Elemente für die anstehende Disruption der Disruption, so James McQuivey von Forrester Research (ganzer Talk ansehen). Und trotzdem stehen vielerorts die selbst-definierten Policies in direktem Konflikt mit digitalem Handeln, was eine Disruption verhindert [Tweeten!]. Hier muss eine Revolution von unten herauf, von den Machern hoch zur Entscheidungs-Etage, geschehen.
„Power to the People!“
…war folglich nicht grundlos das Motto der Konferenz in Amsterdam. Dass Nutzer im Vordergrund stehen sollen, ist nichts Neues. Viel mehr ging es aber darum, den Einfluss dieser Hierarchie anzuerkennen, zu nutzen und zum Vorteil beider Seiten fördern zu lernen. Es wird immer schwieriger werden, das Interesse von Nutzern langfristig aufrechtzuerhalten. Beim schier endlosen Angebot an Möglichkeiten tendieren Besucher schneller dazu, eine Plattform zu verlassen und zur nächsten weiterzuziehen, erklärt Kevin Rose (ganzer Talk ansehen). Eine Möglichkeit, dieser Bewegung entgegenzuwirken, sei natürlich das Veröffentlichen neuer eigener Produkte, wie dies Facebook kürzlich mit der neuen App Paper getan hat – ob dies ein sinnvoller Schritt ist, darüber kann diskutiert werden.
Nicht verhandelbar ist jedoch der inhaltliche Aspekt, namentlich Content Marketing. Auch hier ist das Angebot beinahe endlos gross und die Content-Maschinerien digital-affiner Unternehmen laufen ununterbrochen heiss. Während die Masse an Informationen somit stetig ansteigt, verteilt sich die begrenzte Aufmerksamkeit der Nutzer immer mehr und erhält dadurch immer mehr Wert: Nicht mehr Klicks sind das A&O, sondern Aufmerksamkeit – und so sollte Erfolg solcher Inhalts-Initiativen auch evaluiert werden. In einer Zeit, in der Nutzer immer mehr selbst zu einem Brand werden, reicht es nicht mehr aus, informativen oder unterhaltenden Inhalt zu generieren, erklärt David Shing (ganzer Talk ansehen). Unterhaltung und Information sind allgegenwertig, langfristig bindend sei aber Inhalt, der dem Nutzer einen Mehrwert bringt [Tweeten!]. Solches Content Marketing wird immer mehr mit erkennbarem Kontext verbunden, sei dies mit denn erhobenen Interessen der Zielgruppe oder dem Kontext, in welchem sich ein Nutzer befindet. Unumgänglich wir letztendlich auch die Vorherrschaft der mobilen Geräte sein, oder wie Shing sagt: „Don’t call the Smartphone ‚the second or third screen‘. You must call it ‚the first screen‘; Nobody walked in here with a TV!” [Tweeten!]. Mobile ist wortwörtlich immer nur einen Griff in die Tasche weit entfernt.
Innovation für/gegen Privatsphäre
An einer Konferenz, an welcher Technologie und Vernetzung einen derart hohen Stellenwert hat, können auch Privacy-Themen nicht unter den Teppich gekehrt werden. So beschäftigten sich gleich mehrere Speaker jeweils auf ihre ganz eigene Art mit dem Thema. Den Clinch zwischen Technik-Liebe (die Möglichkeiten, die durch Technologie entstehen, sind wunderbar) und Privacy-Bedenken (all diese Daten, welche die Technologien benötigen) war allgegenwärtig und Lösungsansätze reichten von der täglichen bewusst Internet-freien Minute bis hin zum indie Phone, einem unabhängig entwickelten Smartphone.
Die stetig kommenden Disruptions werden durch diese Privacy-Bedenken jedoch kaum gebremst werden können. Und das ist auch gut so, bedenkt man die vielen Möglichkeiten, von welchen nicht nur Unternehmen, sondern auch Nutzer profitieren werden. Nehmen beide Partien ihre Verantwortung bewusst war, steht der weiteren Reifung des digitalen Marketings nichts mehr im Weg.
So steigt der mobile Traffic stetig an und wird kurz- oder langfristig die primäre Art der Internetnutzung ausmachen. Auch Social Media ist eine bleibende Kommunikationsform, welche sich nicht auf eine Plattform einschränken lässt und bei dem essenziellen Aufbau des Beziehungsnetzes grossen Nutzen bringen kann. Und auch Content Marketing ist den Kinderschuhen entwachsen, ist fester Bestandteil des digitalen Marketings geworden und nun reif dafür, neben Information und Unterhaltung dem Nutzer das zu bieten, was ihn auch binden kann: Mehrwert für die Nutzer.