Andreas Güntert – Warum fasziniert Chat GPT? Ist der Chatbot ein Jobkiller? Tom Hanan von der Digitalagentur Webrepublic über Chancen und Gefahren des KI-Tools.
Laut Webrepublic-Chef Tom Hanan ist Chat GPT «beispielsweise beim Texten eine starke Hilfe». Quelle: Keystone
Auf einer Tech-Wow-Skala von 1 bis 10: Wo würden Sie Chat GPT da ansiedeln?
Ich bin ein harter Bewerter und verteile selten Top-Noten. Chat GPT erhält eine 7 bis 8 von mir.
Wann war Ihr erster Wow-Moment?
Erstmals benutzt habe ich Chat GPT Ende letzten Jahres. Meine erste Reaktion: I love it.
Was macht Chat GPT so speziell?
Von der künstlichen Intelligenz (KI) wird zwar schon lange gesprochen, auch wir arbeiten schon länger mit KI-gestützten Tools. Aber mit diesem Tool steht der breiten Bevölkerung erstmals ein Interface zur Verfügung.
[...]
Kann Chat GPT den bisher übermächtigen Suchmaschinen-Giganten Google herausfordern?
Davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Mit Chat GPT sehen wir einen Paradigmenwechsel beim Benutzen einer Suchmaschine. Herkömmliche Suchmaschinen präsentieren eine Auswahl an Antworten, es geht um Kombinieren und Automatisieren. Ein Tool wie Chat GPT geht aber weiter. Indem es fixfertige Antworten, Konzepte oder Präsentationen liefert, steht hier Transformieren und Kreieren im Vordergrund.
Klingt nicht gut für Google.
Ich würde Google nicht vorschnell abschreiben. Erstens, weil Google selber sehr stark aufgestellt ist beim Thema der künstlichen Intelligenz. Und zweitens, weil KI-Anwendungen wie jene von Chat GPT sehr viel Rechenleistung brauchen. Auch hier ist Google mit seinen weltweit verstreuten Rechenzentren hervorragend positioniert.
Wäre es für Ihre Arbeit von Vorteil, mit verschiedenen starken Suchmaschinen zusammenzuarbeiten – oder ist Ihnen ein einziger Player lieber, weil man so nur einen Standard kennen muss?
Ich bin immer Freund einer grossen Auswahl. Wenn ich auf einen Park von zehn Maschinen zugreifen kann, dann ist mir das lieber, als wenn es nur eine Maschine gibt. Das kommt auch unseren Kunden zugute.
Eine kleine Maschine ist die Suchplattform Bing von Microsoft. Wenn Microsoft mit 10 Milliarden Dollar bei der Chat-GPT-Mutter Open AI einstigen wird: Kann das Bing in eine neue Sphäre bringen?
Tatsächlich könnte Bing damit relevanter werden.
Google verdient Milliarden damit, neben Suchresultaten gleichzeitig auch Werbung auszuspielen. Wie sieht das aus, wenn – wie beim Modell Chat GPT – nur gerade eine Antwort kommt?
Auch hier kann theoretisch Werbung eingespielt werden. Genauso denkbar ist aber auch ein Geschäftsmodell, das mit User-Bezahlung funktioniert. Chat GPT hat ja bereits Premium-Accounts eingeführt, für die man bezahlen muss. Denkbar wäre für alle anderen auch ein Modell, das die für die Anfrage erforderliche Rechenleistung in Rechnung stellt.