An der Online Marketing Capital Konferenz in Berlin ging es dieses Jahr vor allem darum, in welche Richtung sich Google entwickelt und welche Auswirkungen sich aus dieser Entwicklung auf das Online Marketing ableiten lassen. Optimisten sahen neue, spannende Möglichkeiten und Chancen, Pessimisten den Tod von PPC und Search.
Ein Highlight der Konferenz war daher die Präsentation von Niels Doerje, bei der genau dieses Thema im Fokus stand. Doerje zeigte auf, wie man z.B. anhand Googles Akquisitionen auf dem Start-Up Markt die nächsten Schritte des Suchgiganten vorhersehen und sich auf diese vorbereiten kann. Seine Ausführungen von einem Google, das den User immer häufiger auf der eigenen Seite hält und nicht zu Informationen Dritter weiterleitet prägte die Diskussionen der Teilnehmer in den folgenden Kaffeepausen. Wird sich Google zum Beispiel mit dem Knowledge Graph ins eigene Fleisch schneiden? Aus unserer Sicht: Nein! Der Knowledge Graph bezieht sich nur auf einen geringen Teil der Suchanfragen (v.a. informational queries), welche überwiegend in keiner Konkurrenz mit PPC und SEO stehen (z.B.: “Albert Einstein”). Dies wird sich in Zukunft nur geringfügig ändern.
In den letzten Jahren hat sich Google zu einer wahren Content Maschine entwickelt. Wie Ex-Googler Fili Wiese beim SEO All Star Talk deutlich machte, war es schon immer das Ziel von Google im Idealfall eine einzige richtige Antwort geben zu können. Mit dem sich weiter entwickelnden Knowledge Graph wird dieser utopische Idealfall für viele Suchanfragen in naher Zukunft vielleicht sogar erfüllt. Google leitet die User dann nicht mehr weiter, sondern liefert selbst die Antwort (z.B. bei Definitionen). Es gab daher auch sehr kritische Meinungen zu den aktuell hoch im Kurs stehenden Rich Snippets. Einige befürchteten, dass Google die Informationen aus den Rich Snippets schliesslich dazu verwenden wird, selbst relevanten Content zu erstellen und die User damit auf Google zu halten, anstatt den Traffic weiterzuleiten.
Besonders im Bereich SEO gilt es daher, antizipieren zu können. 2012 hatte Google so viele Updates wie noch nie zuvor veröffentlicht, welche der SEO Gemeinde in vieler Hinsicht zu schaffen machten. Auch die Dichte der thematisch im SEO anzusiedelnden Vorträge an der OMCap spiegelten dies eindeutig wieder. Der aus unserer Sicht am besten besuchte Vortrag wurde von Marcus Tober (Searchmetrics GmbH) und Karl Kratz gehalten. Mit dem verheissungsvollen Titel “Rankingfaktoren 2013” lockten die beiden die Hörer in einen der ehemaligen Kinosäle des Kosmos Berlin, um sie mit der Erkenntnis zu begrüssen, dass die Rankingfaktoren des nächsten Jahres auf keinen Fall vorher gesehen werden könnten. Tober zeigte dafür anhand erster Ergebnisse einer noch laufenden Searchmetrics-Studie, dass +1’s das aktuell mit Abstand stärkste Social Signal sind. Im gleichem Atemzug griff er dabei Googles Matt Cutts an, der die Frage nach der Relevanz des +1 Buttons als Rankingfaktor jeweils stets mit einem vagen “not really” beantwortet.
Fazit: Um es mit den Worten von Niels Doerje zu sagen: “Wir können Google nicht verhindern”. Aber man kann sich mit Google verändern und bei genauer Beobachtung Googles Entwicklung vorhersehen. Im kommenden Jahr scheint die Fähigkeit antizipieren zu können im Online Marketing noch mehr an Einfluss zu gewinnen und einer der wichtigsten Einflussfaktoren zu sein.