Als einer der wenigen Branchenevents fand das fünfte Digital Festival am 17. und 18. September in Zürich vor Ort statt. Die innovative, digitalaffine Community freute sich über den persönlichen Austausch – ganz nach dem Festivalmotto Open up.
Das fünfte Digital Festival stand unter dem Stern der KMU: 99.5 % aller in der Schweiz ansässigen Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeitende, machen jedoch über 60 % der Arbeitsplätze aus. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Onlinekompetenzen und die Auseinandersetzung mit Themen wie digitale Verkaufskanäle oder Change Managment für kleine und mittlere Unternehmen immer wichtiger. Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung nochmals stark beschleunigt.
Von verschiedenen Seiten prassen unterschiedliche Ansprüche und Herausforderungen auf KMU ein: Die steigende Technologisierung und Globalisierung, die Unternehmensorganisation sowie der (online) Zugang von Konsumentinnen und Konsumenten zu einer breiten und preislich attraktiven Produktauswahl. Um diesen gerecht zu werden, braucht es eine digitale Transformation.
Adrian Wenzl, Director Performance Marketing bei Webrepublic, und Alexander Maycock, Head of Marketing and Communications Vorsitz der Geschäftsleitung bei Bindella, sprachen in ihrem Lab «Wein mit Tiefgang: wie Bindella digitale Gewässer durchschifft» mit den Teilnehmenden genau über diese Herausforderungen. Als eines der bekanntesten Traditionsunternehmen der Schweiz weiss Bindella bestens, was Unternehmen hierzulande beschäftigt.
Alex Maycock von Bindella und Adrian Wenzl von Webrepublic.
2019 entschloss sich Bindella Weinhandel – ein KMU – mit Webrepublic die Challenge in Angriff zu nehmen: Als Erstes standen Analysen vom digitalen Reifegrad des Unternehmens sowie von Kundschaft, Markt und Technologie auf dem Plan. Basierend auf den Resultaten hat Webrepublic eine Digitalstrategie erstellt und umgesetzt. Wichtig dabei war, den Spagat zwischen der Unternehmenstradition – La vita è bella – und technischer Innovation zu schaffen.
Massnahmen wie die Neudefinition des Onlinemarketingmixes durch performancegerechte Budgetverteilung oder kanalspezifische Optimierungen, zum Beispiel Feedoptimierung, zeigten ihre Wirkung: Bindella verzeichnet eine Steigerung der Online-Bestellungen, erhöhte Sichtbarkeit und Reichweite sowie eine gestärkte Markenbekanntheit bei einer jüngeren Zielgruppe. Zudem gelang es, den Onlinevetrieb der Weine als zusätzlichen Verkaufskanal zu etablieren. Organisatorische Agilität und hohe Reaktionsgeschwindigkeit sowie Flexibiltät und Veränderungsbereitschaft in der Unternehmenskultur haben sich als zentrale Erfolgsfaktoren erwiesen.
Dr. Andy Yen, Gründer Proton, eröffnete mit seiner Keynote den Event. Quelle: Digital Festival
KEYNOTES: KRITISCHE WORTE UND EINE KLEINE REVOLUTION
Das Internet kostet mehr als die paar Franken, die wir monatlich für unser Heimnetzwerk bezahlen. Und das, womit wir in Wirklichkeit bezahlen – unsere persönlichen Daten – ist viel zu wertvoll. Damit eröffnete Dr. Andy Yen, Gründer von Proton, am Donnerstag das Digital Festival. Er plädierte für ein Internet, das die Interessen und Bedürfnisse des Menschen respektiert. Ein Internet, das private Daten nicht als Ware behandelt, verschlüsselt und stärker reguliert ist.
Marc Gläser, CEO von Stöckli Ski, präsentierte am Freitag seine digitale Erfolgsgeschichte: Der stationäre Handel wird neu durch den digitalen Verkauf ergänzt. Zum Beispiel kann man auf der Website Skis auswählen, alle Körpermasse angeben und dann das angepasste Modell in einer Filiale abholen. Stöckli Ski ist somit ein Vorreiter in der Branche, welche immer noch stark auf den Offlineverkauf setzt. Der Weg bis dahin war aber nicht einfach: In traditionellen Unternehmungen ist man gegenüber dem Begriff Digitalisierung oft skeptisch. Doch Marc Gläser gelang es, den Vertrieb im In- und Ausland stark auszubauen und die Unternehmung dadurch zu modernisieren.
Das Webrepublic-Team freut sich auf den Austausch mit der Community vor Ort.
DER MENSCH BLEIBT IM ZENTRUM DER DIGITALISIERUNG
Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie konnten am fünften Digital Festival weniger Personen teilnehmen als in den Jahren zuvor. Umso grösser schien die Freude darüber zu sein, sich nach Monaten voller Webinars und Video-Calls vor Ort zu begegnen und sich nicht über einen Bildschirm auszutauschen. Trotz aller Vorteile der Digitalisierung – etwa höhere Flexibilität oder Effizienz – schien die menschliche Komponente unersetzbar zu sein. Das Zusammenspiel von technischer Innvoation und Individuum kam auch in vielen Keynotes, Sessions und Labs zur Sprache – sei es durch den Einsatz von Robotics für Fitnessgeräte oder von Künstlicher Intelligenz für den Klimaschutz.
Ein weiterer Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch den Event zog, war der Umgang mit der Digitalisierung innerhalb von Unternehmen. Breit abgestützt war der Ansatz, dass die digitale Transformation ein Umstellen des Denkens und Handelns fordert, von allen Mitarbeitenden getragen werden muss und nicht top-down implementiert werden kann. Die Aufgabe der Führungsetage ist, eine Kultur des Wandels zu schaffen, um Innovation und Fortschritt zu ermöglichen.